Natalia in einem neuen Anlauf über die Vor- und Nachteile der Systemperspektive:
Die Systemtheoretiker gehen davon aus, dass die Organisation ein System ist, ein Ganzes mit festen, vorgegebenen Regeln. Eine grosse Organisation ist dabei mehr als die Summe ihrer Mitglieder. Dieses "Mehr" sind Aufbau, Struktur, Wechselwirkungen zur Umwelt. Und genau dieses "Mehr" wird untersucht, d.h. auch außerhalb des Systems liegende Faktoren, die es beeinflussen.Die Sytemtheoretiker wollen nicht nur den rationalen Plan und die offizielle Struktur der Beziehungen der Elemente zueinander erklären. Das hat etwa Peter M. Blau auch gezeigt in seinen Untersuchungen der Arbeitsvermittlungsagentur in den USA: Der Mitarbeiter am Empfangsschalter hat etwa aus Mitleid Kunden zum Betreuer durchgeschleust, obwohl für deren Qualifikation keine freie Stelle vorhanden war und der Arbeitssuchende deshalb laut Vorschrift gar nicht zum Betreuer hätte durchgestellt werden dürfen: der Kundenkontakt ist die Wechselwirkung zur Umwelt. Der Vorteil liegt also am Erklären dieser Umweltbeziehungen. Nachteile: die Systeme werden bezeichnet als nach Gleichgewicht, Harmonie strebend, aber Organisationen haben immer auch Konflikte. Die blenden diese Theorien aus. Das System hat das Bedürfnis oder das Verhalten...diese Worte suggerieren, wir hätten ein Lebewesen vor uns. Systeme werden verdinglicht. Man redet nur noch von Systemen oder Subsystemen und nicht mehr vom Menschen, das macht diese Theorie sehr abstrakt und schwer nachvollziehbar.
Das Herausarbeiten der Vor-und Nachteile bringt uns in die Lage, Problemen entgegenzuwirken. Wenn wir z.B. Dysfunktionen erkennen, können Überlegungen angestellt werden, wie man derartige Schwächen überwinden könnte.
Merton war der gleichen Meinung wie Weber. Rationale Verwaltung in Form idealtypischer Bürokratie ist leistungsfähig. Durch die bürokratische Struktur werden die Ziele erreicht. Aber er hat auch auf die strukturellen Merkmale hingewiesen, die das Erreichen der Ziele unmöglich machen bzw. behinderen. Das wären die "disziplinierten Fachidioten", Zusammenhalt (Esprit de Corps), "Soziale Kälte" und Macht kraft Amtes! Diese "Dysfunktionen" der Bürokratie kauft man sich quasi als unerwünschte Nebenwirkungen mit der angestrebten Leistungsfähigkeit mit ein.
Natalia
Organisationen als Systeme
Runder Tisch der Soziologie