Natalia und Macht und Organisation
Wie kommt Max Weber zu dem Schluss, dass die moderne Bürokratie „... ein Machtmittel allerersten Ranges für den, der über den bürokratischen Apparat verfügt“ (Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. S. 569-570) ist?
Erst einmal ist es wichtig zu wissen, was Macht und Herrschaft für M. Weber bedeuten:
Webers Definition von Macht
Macht bedeutet jede Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, egal worauf diese Chance beruht. In einer Bürokratie könnte das bspw. durch Geld, Bildung od. Motivation erfolgen. Das kann man sich so vorstellen:
- Geld: Ich zahle Dir 200 EUR Prämie im Monat, damit Du dann bereit bist, Überstunden am Wochenende zu machen.
- Bildung: Ich bringe Dir bei, welche Gesetze Du in der Arbeit einzuhalten und zu vollziehen hast, Du verstehst das und hältst Dich daran, auch wenn es manchmal umständlich ist (gegen Deinen Widerstand).
- Motivation: Ich lobe, wie schnell Du eine Aufgabe erledigt hast und noch dazu mit welcher Sorgfalt, worüber Du Dich freust (obwohl Du insgeheim über den Zeitdruck gestöhnt hast) und das nächste Mal wirst Du wieder verlässlich, sorgfältig und schnell arbeiten.
Webers Definition von Herrschaft
Weiter bedeutet Herrschaft für ihn, dass eine Chance, für einen Befehl mit bestimmtem Inhalt bei einer angebbaren Person Gehorsam zu finden ist. Hier hätte man also auch die Möglichkeit „nein“ zu sagen und diesen Gehorsam zu verweigern.
Bürokratie = Rationalisierung des gemeinsamen Handelns
Weiter ist es wichtig zu wissen, was Max Weber vor diesem Zitat gesagt hat, denn er ist der Ansicht, dass eine erstmal voll durchgeführte Bürokratie eines der am schwersten wieder zu vernichtenden sozialen Gebilde ist. Durch die Bürokratisierung wird das „Gemeinschaftshandeln“ zum rational geordneten „Gesellschaftshandeln“ transformiert. Die Bürokratie ist das Instrument der Zusammenarbeit (Vergesellschaftung) von Herrschaftsbeziehungen und ist darum „… ein Machtmittel allerersten Ranges für den, der über den bürokratischen Apparat verfügt“.
Bürokratie = Macht (z.B. Gewaltmonopol des Staates oder Hierarchien in Organisationen) plus Spezialistentum durch Arbeitsteilung
Wie eben schon erwähnt, ist für Weber die Bürokratie also das Mittel der Macht im bürokratischen Apparat, weil dort, wo die Bürokratisierung erst einmal vollständig durchgeführt wurde, eine unumstößliche Form der Herrschaftsbeziehungen gelungen ist. Dieser bürokratische Herrschaftsapparat ist durch die Spezialisierung der einzelnen Elemente nicht mehr zu ersetzen. Kein Bürger könnte alle Schritte selbst bewältigen.
Wer benutzt Machtapparat der Bürokratie???
Mir stellt sich nur die Frage wer genau über den bürokratischen Apparat verfügt? Also sind damit die Beamten bzw. Mitarbeiter einer Bürokratie gemeint?! Sie haben quasi die Verfügung über den bürokratischen Apparat. Daran kann man erkennen, dass sie eine große Verantwortung haben, weil sie dieses Machtmittel nicht missbrauchen dürfen.
Die staatliche Verwaltung wird von der demokratisch gewählten Regierung genutzt, d.h. auf etwas indirekte Weise (was aber in einer Massengesellschaft kaum anders möglich ist) herrschen die
BürgerInnen über sich selbst.
In einer Diktatur nutzt der jeweilige Diktator diesen Machtapparat.
Bei der Unternehmensorganisation herrscht der CEO mithilfe seiner unteren Managementebenen und Abteilungen. z.B. benutzt quasi der Vorstand von Siemens die Bürokratie der Personalabteilungen aller Siemens Unternehmen der Welt, um die Mitarbeiter mittels Geld und Urlaub zu disziplinieren, damit sie effektive Staubsauger entwickeln oder Eisenbahnloks oder was auch immer.....
• Eine Form der demokratischen Herrschaftsausübung ist die
direkte Demokratie. Sie ist nur in kleinen Einheiten möglich, bis zu max. 5.000 Teilnehmern. Daher ist sie auch in Massengesellschaften unmöglich. Vorteile dieser Form sind, dass die Machtausübung der Bürger über sich selbst erfolgt. Das bedeutet, dass sie über Diskussionen Entscheidungen finden und somit selbst entscheiden können, dies ist aber nur möglich, wenn sie auch wirklich vor Ort sind (Präsenzprinzip). Negativ kommt weiter hinzu, dass dieses Prozedere viel Zeit brauchte.
• Die zweite Form ist die
Referendumsdemokratie und punktet mit der Überwindung von Raumbeschränkungen mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln. Positiv als auch negativ kann es gewertet werden, dass keine Zwischeninstanzen zwischen Votum und Ergebnis liegen. Zum einen bedeutet dass, das die Auswertung schneller erfolgen kann, aber auch, dass Betrug erleichtert und Kontrolle erschwert wird. Weiterhin sind auch keine Interaktionen, wie Diskussionen, Kompromisse und gemeinsame Entscheidungsfindungen zwischen den Abstimmenden mehr möglich. Dadurch gibt es auch keine Lerneffekte und ein Gefühl der Wirkungslosigkeit der einzelnen Stimmen entsteht. Weiterhin ist es unklar, wer die Fragen stellt und die Lösungsalternativen ausarbeitet. Als letztes Problem ist das Fehlen von Information und Wissen, also Kompetenz der Wähler zu bemängeln.
• Als letztes gibt es noch die
Wahldemokratie, welche die Macht des Volkes auf Entscheidungsträger per Wahl überträgt. Dadurch entsteht aber der Eindruck von Willkür der Entscheidungsträger und das Problem der mangelnden Sachkenntnis wird auf die nächst höhere Ebene verschoben, im Vergleich zur Referendumsdemokratie.