Der Begriff „Fahrstuhleffekt“ wurde von Ulrich Beck geprägt. Er bezeichnet damit die Tatsache, dass es quer durch alle Schichten den Menschen besser geht, als früher. Alle Menschen sind also (wie in einem Fahrstuhl) ein paar Stockwerke höher gefahren. („höher fahren“ meint hier Wohlstand erreichen). Der „normale“ Arbeiter kann sich – im Gegensatz zu früher – nun ein kleines Haus und einen PKW leisten. Für ihn ist das in Ordnung so, es geht im subjektiv gut. Der Firmenbesitzer kann sich zu seiner Villa noch eine zweite Villa in Spanien kaufen und noch einen Drittwagen für seine Familie. Die soziale Ungleichheit ist also geblieben, allerdings ist sie nicht mehr so offensichtlich. Die Menschen nehmen die bestehende soziale Ungleichheit gar nicht mehr wahr, weil es ja allen „relativ“ gut geht. Die soziale Ungleichheit ist den Menschen nicht bewusst, daher protestieren sie auch nicht dagegen. Jeder fühlt sich in seiner Etage (Schicht) wohl. Die einzigen Ängste die die Menschen haben, sind, ob sie das kleine Häuschen finanzieren können und die Familie nicht in eine tiefere Schicht rutscht also sozial absteigt. Und ist erstmal das Haus abgezahlt, so würde sich dir Familie in ihrer Schicht festigen und strebt dann wahrscheinlich das nächste Projekt an, wie ein PKW-Neukauf. Die Funktionalistische Theorie besagt ja das die soziale Ungleichheit aus den unterschiedlichem Fleiß und Begabung resultiert. Es kann den Menschen aus den unteren Schichten, oder den sozial Schwächeren als Motivation dienen, zweckrational ein Weg in die höhere Schicht zu finden. Es wäre dann auch funktional für die Gesellschaft, soziale Unterschiede zu haben, weil nur sie garantieren, dass sich alle anstrengen, sparsam und fleißig sind. Zweckrationalität weist hier auf M. Weber hin, der der Moderne eine Prozess stetiger Rationalisierung attestiert, wodruch jede/r vernünftig plant und Strategien verfolgt, die Wissenschaft und die Bildung eine große Rolle hat. Höhere Bildung verlangt von den Bürgern sogenannten Gratifikationsaufschub, sie müssen während eines Studiums in der Regel auf Konsum (und Familie) verzichten, um später nach dem Abschluss einmal besser dazustehen.
(Eine persönliche Bemerkung von mir als Studienabbrecher: Der geforderte Gratifikationsaufschub war bei mir ja dann nicht vereinbar mit den familiären Verpflichtungen. Heute schieben viele das Kinderkriegen zugunsten der Berufsausbildung und Berufskarriere auf. Was sich dann in niedrigen Geburtenraten niederschlägt.)
Unsere Gesellschaft ist durchlässig (soziale Mobilität) daher ist nach oben und unten alles möglich... (wie man auch bei mir sehen kann: hätte ich BWL fertig studiert, wäre ich jetzt wohl im Management eines internationalen Konzerns tätig. So habe ich mein Imbiß-Restaurant in Bln...)
Hans
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