E-Government
Einleitung
Die rasante Entwicklung des Internets in der Mitte der neunziger Jahre als Medium der Bereitstellung und des Austausches von Informationen stellte auch an die staatlichen Verwaltungseinheiten als Schnittstelle zur Gesellschaft die Forderung die bestehenden Verwaltungsstrukturen und -grenzen mithilfe der nun allgegenwärtig zur Verfügung stehenden neuen Informations- und Kommunikationstechnik aufzulösen. Das damit verbundene Schlagwort ist: „Electronic Government“ bzw. kurz „E-Government“.
Vereinfacht kann man sagen, dass mit der Vorstellung von E-Government im Bereich der staatlichen Verwaltung eine Einbindung der neuen Informationstechniken in die Aufgabenerledigung des Verwaltungshandelns verbunden ist und zum anderen E-Government die elektronische Bereitstellung oder den elektronischen Austausch von Verwaltungsinformationen bzw. die elektronische Abwicklung von Verwaltungsvorgängen betrifft. E-Government ist von daher immer von einem Interaktionsverhältnis und einer Interaktionsbereitschaft der Beteiligten abhängig, für das im Wissen um die Problematik der
Digital Divide gilt, dass jedem jederzeit ein Zugang zu den bereitgestellten Informationen über das Medium Internet möglich ist.
Insofern die Umsetzung von E-Government mit der Einführung von orts- und sachspezifischen Anwendungen verbunden ist, die wiederum mit Basiskomponenten wie z.B. Signatursystemen und Paymentverfahren ergänzt werden müssen, handelt es sich bei der Umsetzung von E-Government um einen langjährigen Prozess, in dem es darauf ankommen wird, sich einerseits an verändernde Bedingungen anzupassen und andererseits nachhaltige Strukturen aufzubauen.
Für den Bereich der elektronischen Bereitstellung und den elektronischen Austausch von Verwaltungsinformationen lässt sich mit Verweis auf den
"Masterplan E-Government" des Landes Berlin festhalten, dass sich Elemente von E-Government in der Berliner Verwaltung erfolgreich etabliert haben. In der einfachsten Form stellt sich dies für die Berliner Verwaltung durch die gemeinsame Internetplattform
www.berlin.de dar, auf der Informationen wie z.B.
- die Lage der Verwaltungsgebäude
- die Zuständigkeiten der Verwaltungsbereiche
- die Kontaktadressen der zuständigen Mitarbeiter
- die Öffnungszeiten der Behörden
jederzeit abrufbar sind.
Und auf der Formulare, Anträge, Vorschriften und Gesetzestexte aktuell zum Herunterladen bereitgestellt werden.
Definition von E-Government
Mit der Forderung die neuen Informationstechniken für die Aufgabenerfüllung von Staat und Gesellschaft verfügbar zu machen, stellte sich auch das Problem der Abgrenzung und Definition dessen, was mit dem Begriff E-Government verbunden ist. Insbesondere nach den Erfahrungen des „New Public Managments“ und des „Neuen Steuerungsmodells“ sollte mit dem Konzept des E-Government der Schlüssel zur Modernisierung von Staat und Gesellschaft gelegt werden. Entsprechend vielfältig waren demzufolge auch die Erwartungen und Hoffnungen an E-Government. Die sich wiederum in einer Vielzahl von Definitionen wiederfanden. Eine für das Verständnis von E-Government wichtige Wegmarke stellte das Memorandum zum E-Government aus dem Jahre 2000 dar, indem über siebzig Fachleute aus Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen E-Government als „
die Durchführung von Prozessen der öffentlichen Willensbildung, der Entscheidung und der Leistungserstellung in Politik, Staat und Verwaltung unter intensiver Nutzung der Informationstechnik“(1) definierten.
(1)
Olaf Winkel, Zukunftsperspektive Electronic Government, In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 18/2004, S.7.
Siehe hierzu auch:
E-Government – die Konturen zeichnen sich immer deutlicher ab. In: Verwaltung und Management 3/2004. S. 126-132.
E-Government entwickeln – Partizipationsaspekte stärken. In: Dittrich, Klaus u.a. (Hrsg.): Informatik 2003. Band 2. Bonn 2003. S. 201-204.
Bei der Anwendung und der Nutzung von E-Government werden folgende drei Entwicklungsstufen unterschieden:
- die digitale Informationsbereitstellung
- die netzbasierte Kommunikation
- die Online-Transaktion
Die digitale Informationsbereitstellung stellt die einfachste Form der Nutzung der internetbasierten Informationstechnik von E-Government dar, insofern sie sich ausschließlich auf die Bereitstellung von relevanten Informationen wie z.B. Zuständigkeiten, Ansprechpartner, Öffnungszeiten oder gesetzliche Grundlagen von Verwaltungsdienstleistungen auf Internetseiten beschränkt. Netzbasierte Rückfragen bzw. Kontaktaufnahmen per Mail sind dabei nicht vorgesehen. Der Bereich der digitalen Informationsbereitstellung stellt somit relevantes Wissen zur Verfügung und dient der reinen Präsentation von Informationen.
Die netzbasierte Kommunikation stellt die nächste Entwicklungsstufe von E-Government dar, die dadurch bestimmt ist, dass dem Nutzer die Möglichkeit gegeben wird, in ein netzbasiertes Interaktionsverhältnis mit der Verwaltung zu treten. Voraussetzungen hierfür sind entsprechende Anwendungsprogramme, die einen netzbasierten Austausch ermöglichen. Zu denken ist hierbei an netzbasierte Kommunikationsmöglichkeiten in Form eines E-Mail-Dialoges, aber auch an die Möglichkeit Formulare online abzurufen, auszufüllen und zu übermitteln.
Die Online-Transaktion ist die bisher am seltensten umgesetzte Anwendungsform im Bereich des E-Governments. Dies liegt darin begründet, dass notwendige Voraussetzungen etwa in rechtlicher Hinsicht (digitale Signatur) aber auch auf technischer Ebene (Transaktionsinfrastruktur; Verschlüsselungsfunktion; Programmkompatibilität) bisher nicht geklärt sind. Ziel der Online-Transaktion soll es sein Verwaltungsprozesse wie z.B. die Ausstellung eines Personalausweises, die Genehmigung einer Bauerlaubnis oder die Auftragserteilung nach einer öffentlichen Ausschreibung von der Beantragung bis zum Abschluss durchgängig und rechtsverbindlich über das Internet durchzuführen.
Verbreitungsgrad von E-Government nach dem "Datenreport 2008" des Statistischen Bundesamtes
Grundlage der Ausführungen zum Verbreitungsgrad von E-Government ist der
"Auszug aus dem Datenreport 2008. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland., hrsg. vom Statistischen Bundesamt (Destatis).
Die EU-weite Datenerhebung zur privaten Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien ist Teil einer seit dem Jahr 2002 erfolgenden jährlichen Befragung mit der Zielsetzung Datenmaterial sowohl über den Verbreitungsgrad von Computern als auch über die Nutzung des Internets zu erhalten.
In Deutschland erhält in den befragten Haushalten jede Person ab 10 Jahren einen Fragebogen mit Fragen zur individuellen Computer- und Internetnutzung.
Ausstattung der Haushalte mit Computern und Internetzugang
Laut Datenreport 2008 verfügten im Jahr 2007 bereits 73% der befragten Haushalte über einen Computer und 65% gaben an einen Internetanschluss zu haben.
Zum Vergleich: 2002 besaßen 57% der Befragten einen Computer und lediglich 43% der Befragten verfügten über einen Internetzugang.
Innerhalb der Gruppe der Befragten wurde festgestellt, dass ein entscheidendes Kriterium hinsichtlich der Ausstattung und des Zugangs zum Internet die Erwerbstätigkeit darstellte.
So verfügten Haushalte in denen mindestens eine Person selbständig tätig war zu 93% über einen Computer und zu 87% über einen Internetanschluss. Haushalte mit abhängig Beschäftigten verfügten immerhin noch zu 90% über einen Computer und zu 83% über einen Internetanschluss. Wohingegen nur 49% der Haushalte von Nichterwerbstätigen über einen Computer verfügten, von denen auch nur 39% einen Internetzugang hatten.
Weiterhin ließ sich feststellen, dass innerhalb eines Jahres die Anzahl der Haushalte, die über einen Breitbandanschluss verfügten vom Jahr 2006 zum Jahr 2007 um 21% auf 71% angestiegen sind.
Zahlenangaben aus:
-
"Auszug aus dem Datenreport 2008. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland., hrsg. vom Statistischen Bundesamt (Destatis).
Häufigkeit der Computer- und Internetnutzung im privaten Bereich
Aus den Daten des Datenreports 2008 geht hervor, dass sich entsprechend des stetigen Anstiegs der Computerausstattung und des Zugangs zum Internet in den Haushalten auch die Nutzung sowohl des Computers als auch des Internets kontinuierlich verstärkt hat. Die Zahl derjenigen, die regelmäßig einen Computer benutzten, lag im Jahr 2007 bereits bei 74% (2002: 61%). Die Zahl derjenigen, die ihren Computer auch für das Internet nutzten, lag hingegen nur um wenige Prozentpunkte darunter, insofern 68% der Befragten angaben das Internet zu benutzen. Auf die Frage nach der Häufigkeit der Internetnutzung gaben aus der Gruppe derjenigen, die das Internet nutzten, weit mehr als die Hälfte (61%) an, das Internet täglich zu nutzen.
Für die Forschungsfrage besonders interessant sind dabei die Daten, die Rückschlüsse auf die Verteilung der Computer- und Internetnutzung hinsichtlich des Alters und des Geschlechts ermöglichen.
Für die von uns untersuchte Altersgruppe der Kinder lassen sich aus dem Datenreport 2008 leider keine Schlussfolgerungen in Bezug auf eine Verteilung der Computer- und Internetnutzung ziehen, da eine Befragung erst ab dem Alter von 10 Jahren erfolgt ist. Jedoch sind die Daten für die Auswertung der Beobachtungen zur Computer- und Internetnutzung der Senioren relevant.
Betrachtet man die Daten zur Computer- und Internetnutzung nach dem Kriterium des Alters, so wird deutlich, dass in der Altersgruppe der 10-24 und der 25-54 Jährigen sowohl der Computer als auch das Internet Bestandteil des täglichen Lebens sind. Von den 10-24 Jährigen nutzten 97% einen Computer und 94% das Internet. In der Altersgruppe der 25-54 Jährigen benutzen immerhin noch 89% der Befragten regelmäßig einen Computer und 84% der Befragten benutzten das Internet. Geschlechterspezifische Unterschiede in der Nutzung des Computers und des Internets sind in diesen Altersstufen nicht vorhanden.
Bei den über 55 Jährigen ist dagegen eine deutliche Abnahme hinsichtlich der Computer- und Internetnutzung feststellbar. Aber auch hinsichtlich der Geschlechterverteilung der Computer- und Internetnutzer zeigen sich in der Gruppe der älteren Menschen Unterschiede. Nur noch 41% der Befragten aus der Altersgruppe ab 55 Jahren gab an einen Computer zu benutzen und lediglich 33% der Befragten nutzte das Internet. Hinsichtlich der Häufigkeit der Computer- und Internetnutzung gaben allerdings mehr als die Hälfte derjenigen die einen Computer benutzten an, den Computer und das Internet täglich zu benutzen. Anders als bei den 10-24 und 25-54 Jährigen scheint das Geschlecht in der Altersgruppe der über 55-Jährigen hinsichtlich der Computer- und Internetnutzung relevant zu sein, da deutlich mehr Männer einen Computer und demzufolge auch das Internet nutzen. Für das Jahr 2007 stellt sich dies wie folgt dar: Von den Männern nutzt die Hälfte der entsprechenden Befragten einen Computer und etwa 42% das Internet. Bei den Frauen nutzen lediglich 1/3 der befragten Frauen einen Computer und 1/4 das Internet.
Grundsätzlich lässt sich somit aus dem Datenreport 2008 schlussfolgern, dass die Ausstattung der Haushalte mit IT Technik weiter vorangeschritten ist und mittlerweile ein sehr hohes Niveau erreicht ist.
Insbesondere Menschen im Alter von 10-54 Jahren partizipieren aktiv an den Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten der Computer- und Internetnutzung.
Als relevant für die Gefahr der
Digital Divide zeigen sich im Datenreport 2008 die sozialdemografischen Merkmale des Alters und des Geschlechts verstärkt ab 55 Jahren.
Zahlenangaben aus:
-
"Auszug aus dem Datenreport 2008. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland., hrsg. vom Statistischen Bundesamt (Destatis).
Verbreitungsgrad von E-Government nach dem United Nations E-Government Survey 2010
Nicht nur auf nationaler Ebene rückt E-Government in den Fokus der Betrachtung. Der aktuelle Readiness Survey beschäftigt sich mit E-Government vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise.
Er beschreibt E-Government als ein Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des öffentlichen Sektors, in dem zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern einzelne Entwicklungsprobleme kenntlich gemacht werden. In diesem Zusammenhang wird die Frage aufgeworfen, inwieweit E-Government Politikern helfen kann, auf globale Finanz- und Wirtschaftskrisen zu reagieren bzw. schon präventiv auf derartige Entwicklungen einzuwirken. Leitbegriffe wie Effizienz, Transparenz und Verantwortlichkeit sind Hauptbestandsmerkmale.
Das eigentliche Potential von E-Government für Systeme wie dem Finanzsektor liegt in dem uneingeschränkten Zugang zu Informationen der Regierung auf Grundlage von gemeinsamen Standards („open data services“ -
Open Data) bei nur sehr geringen Kosten für die Öffentlichkeit. Die aktuelle Finanzkrise hat viele Defizite in der Finanzaufsicht zum Vorschein gebracht. In der Folge sind nun verstärkt Verbesserungen bei Regulierung und Monitoring vorzunehmen. E-Government kann auf dieser Ebene Transparenz, Integrität und Effizienz fördern, in dem der Finanzsektor zumindest zur Diskussion gestellt werden kann und Mechanismen hinterfragt werden können.
Der Survey berücksichtigt neben der Weltwirtschaftskrise auch die Trends der globalen E-Government-Entwicklung. Der Fokus liegt hierbei auf der Verfügbarkeit von eServices und auf der Nutzung von E-Government-Techniken um eine Steigerung der Partizipation an der Entscheidungsfindung zu erreichen. Mehr Länder als je zuvor haben in der näheren Vergangenheit nationale E-Government-Strategien und Mehrjahrespläne eingeführt. Dies ermöglicht eine erweiterte Partizipation und eine Veränderung hin zur Informationsgesellschaft durch Kommunikation und Interaktion. Nichtsdestotrotz bleiben die Entwicklungen von E-Government bedingt durch hohe Kosten für die Technologie an sich, einen Mangel an Infrastruktur, begrenztes
Humankapital und einen schwachen privaten Sektor für die Entwicklungsländer bislang noch in weiter Ferne.
Die aktuellen Entwicklungen von eGovernment werden im vierten Kapitel des Surveys vertieft. In deren Ausführungen stellen die wohlhabenden Länder in den Top 20 die Mehrzahl in dem E-Government-Entwicklungsindex 2010. Dies ist nicht verwunderlich, da bedeutende Parameter der Umfrage auf telekommunikative Infrastruktur und Humankapitalkomponenten (z.B. Bildung) abzielen, welche bei Entwicklungs- und Schwellenländern in der Regel niedriger ausgeprägt sind als bei den Industrieländern. Bemerkenswert ist, dass einige Entwicklungsländer trotz der genannten Hürden damit begonnen haben, zu den vielverdienenden Ländern aufzuschließen (Bahrain: 0,7363).
Nach den Berechnungen des Surveys landet Europa in einem Vergleich der Kontinente auf Rang 1 (0,6227) vor Amerika (0,4790), Asien (0,4424), Ozeanien (0,4193) und Afrika (0,2733). Der Weltdurchschnitt beträgt 0,4406. Die Top 20 Länder in E-Government-Entwicklung werden angeführt von der Republik Korea (0,8785), Vereinigte Staaten (0,8510), Canada (0,8448), Großbritannien (0,8147) und den Niederlanden (0,8097). Deutschland landete mit 0,7309 auf dem 15. Rang.
Nähere Informationen unter:
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Readiness Surveys
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UNPAN-Survey 2010.pdf
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Regieren_Kapieren
Forschungsfrage
Bericht