Was ist eine Hürde oder eine Brücke?

Der Begriff „Brücke“ im Sinne dieses Berichts beschreibt Hilfen und andere positive Begleitumstände, die zu einer Verbesserung der Handhabung und des Verständnisses eines „Konsumenten“ oder „Kunden“ gegenüber eGovernment bzw. generell IT-Anwendungen führen. Dementsprechend sind unter „Hürden“ im Umkehrschluss Hindernisse und andere negative Begleitumstände zu verstehen, die nicht zu Verbesserung, sondern ggf. sogar zu einer Verschlechterung der Handhabung und des Verständnisses führen.

Es existieren verschiedene Brücken und Hürden, die in ihrem Wesen abhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen sind. Im Projekt eGovernment wurden den differenzierten Brücken und Hürden sogenannte Codes zugeteilt, die als Überbegriffe unterschiedliche Ausprägungen unter sich vereinten. Eine Übersicht über die im Rahmen dieses Projektes gebildeten Codes sind unter WIKI 1 Das Projekt einsehbar.

Soziale Relevanz des Themas E-Government

Mit eGovernment wird im Allgemeinen die verbesserte Effizienz des Verhaltungshandelns auf der einen Seite und verbesserte Partizipation der Öffentlichkeit auf der anderen Seite verbunden. Neben der Diskussion über die Verbesserungen auf politischer Ebene durch den Einsatz vernetzter Informations- und Kommunikationstechnologien tritt vor allem auch die Umsetzung der breiteren demokratischen Teilhabe in den Vordergrund der Betrachtung.

In diesem Zusammenhang muss die Frage gestellt werden, welchen aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Nutzung von eGovernment unterworfen ist.

Internetnutzung ist zwar zu heutiger Zeit eine weitverbreitete Form der Kommunikation, vernetzt allerdings auch nicht alle Teile der Bevölkerung miteinander. So zählen vor allem Jugendliche, junge Erwachsene und weite Teile der arbeitenden Bevölkerung zu den Nutzern des World Wide Web. Für diese „kompetenten“ Nutzer des Internets kann eGovernment große Vorteile und Erleichterung im Alltag bieten.

Das Internet als Medium der Informationsbeschaffung und als Kommunikationsmittel spielt allerdings z.B. bei der Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen eine eher untergeordnete bis gar keine Rolle. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Älteren keinen Bezug zu derartigen neuen Technologien haben. In diesem Punkt sind die oben schon angeführten Brücken und Hürden von Bedeutung. So können trotz altersbedingtem Abstand zu neuen IT-Anwendungen, z.B. durch den ehemaligen Beruf, engagierte Verwandte und Freunde, das Hobby oder andere Umstände, Brücken bestehen, die es der jeweiligen Person ermöglichen daran zu partizipieren. Auf der anderen Seite können hier allerdings auch Hürden existieren, die, selbst wenn der Wille der/des Betroffenen besteht, unüberwindbar sind und somit denjenigen von IT-Anwendungen abgrenzen.

Da gerade ältere Menschen sehr häufig Nutzer von Verwaltungsleistungen sind, etwa bei Pflegeleistungen und Krankenkassenleistungen, etc., ist in diesem Feld interessant, welche Möglichkeiten eGovernment der älteren Bevölkerungsgruppe bietet und welche Probleme bei der Umsetzung und Nutzung auftreten. Betrachtet man die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur der Bundesrepublik Deutschland zeigt sich, dass der Anteil der älteren Bevölkerung (60 Jahre und mehr) in den nächsten Jahren stetig steigt. Daher müssen logischerweise gesteigerte Anforderungen an die Umsetzung von eGovernment für die Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen gestellt werden.

Diese Probleme der sozialen Ausgrenzung werden unter „Digital Divide“ näher erläutert.

Die hier nur exemplarisch angerissene Diskussion um das Thema eGovernment zeigt die aktuelle Bedeutung und Brisanz des Themas.

Digital Divide - Ausgrenzungsrisiko E-Government

„Digital Divide“ beschreibt eine sogenannte Bildungskluft. Diese entsteht dadurch, dass diejenigen sozialen Bevölkerungsteile, die wirtschaftlich besser gestellt sind und/oder über einen höheren Bildungsabschluss verfügen, den wachsenden Informationsfluss durch die Massenmedien schneller aufnehmen als die Bevölkerungsteile, die wirtschaftlich schwächer gestellt sind und/oder über einen niedrigeren Bildungsabschluss verfügen. Als Folge wird die Wissenskluft zwischen beiden Gruppen tendenziell größer. (vgl. Digital Divide)

Aspekte dieser Spaltung der Gesellschaft beziehen sich allerdings dabei nicht nur auf den Bildungsgrad und die wirtschaftliche Situation der Bevölkerungsteile, sondern auch auf die technische Verfügbarkeit breitbandiger Internetzugänge und die Möglichkeit kostengünstiger Always-On-Internet-Nutzung mittels Flatrates. Des Weiteren spielen hier auch Alter und soziales Umfeld eine Rolle. Diese Aspekte können also eine gesellschaftliche Benachteiligung durch mangelnde Kompetenz bei der Nutzung neuer Medien hervorbringen.(vgl. Digital Divide - Aspekte)

Die Leitvorstellungen von eGovernment umfassen im Wesentlichen persönliche Autonomie, Transparenz und Dezentralisierung der Verwaltung. Hier wird der Bürger mehr in die Verantwortung genommen. Gleichzeitig steigen die staatlichen Überwachungspotentiale durch personalisierte und zentralisierte Kontrollinstrumente. Ziel ist außerdem, dem Bürger verbesserte Mitbestimmungsmöglichkeiten abseits massenmedialer oder politischer Filter- und Zensurmechanismen im Rahmen von eParticipation zu ermöglichen.

Kritik erntet eGovernment auf verschiedenen Ebenen. eGovernment fördert durch Diskussion im „Netz“ die Zersplitterung von unverbundenen Teilöffentlichkeiten, darüber hinaus kann das Internet die Risiken der elektronischen Überwachung in sich bergen, es ist kommerzialisiert und ist im weltweiten Maßstab immer noch ein Medium der sozialen Eliten. Des Weiteren hat die Deliberation keine Einflussnahme auf die politischen Entscheidungen.

In diesem Zusammenhang wird die Spannbreite von Ausgrenzungspotentialen deutlich. Breite Bevölkerungsteile, die aufgrund der oben angeführten Aspekte nicht oder nicht vollständig an eGovernment partizipieren können, werden so systematisch benachteiligt. Diese Benachteiligung ist nicht mit einer Eigenverschuldung der Betroffenen zu rechtfertigen und weist gravierende Probleme bei der Umsetzung von eGovernment auf. Durch die gesteigerte Eigenverantwortung der Bürger durch eGovernment und dem damit verbundenen erleichterten Zugang zu Verwaltung kann die Kluft zwischen besser und schlechter gestellten Bevölkerungsteilen weiter verstärkt und ein Auseinanderdriften beider Gruppen gefördert werden.


In einem Forschungsprojekt an einer österreichischen Fachhochschule hat man sich mit der Frage befasst, wie demokratisch E-Government ist. Datei:Betz.pdf Hierzu ein Artikel aus dem Projekt Datei:BetzArtikel.pdf

Begründung der Auswahl der Untersuchten

Ausgangspunkt für die Begründung der Auswahl unserer Untersuchten war die Frage, welche Dimensionen eGovernment hat und welche Anforderungen in diesem Zusammenhang an eGovernment gestellt werden müssen. Bei dieser Herangehensweise ist die Perspektive der Betrachtung entscheidend. EGovernment richtet sich an eine Vielzahl unterschiedlicher Personen- bzw. Altersgruppen. Um ihnen auch nur ansatzweise gerecht zu werden und pauschalen und plakativen Wertungen entgegenzuwirken, haben wir dementsprechend auch unser Forschungsdesign ausrichtet.

Daher standen im Mittelpunkt unserer Betrachtung zwei differenzierte Probandengruppen. Zum einen interessierte uns die Gruppe der älteren Bevölkerung, das heißt, diejenigen, die aufgrund ihres Alters zur Zeit oder in naher Zukunft häufig Verwaltungsleistungen, z.B. in Form von Pflegeleistungen, in Anspruch nehmen und daher durch eGovernment profitieren könnten. Zum anderen fokussierten wir unsere Betrachtungen auf die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, welche die Generation darstellen, die mit diesem „neuen System“ von eGovernment auf- und in es hineinwächst und somit in naher Zukunft aktiver Nutzer dieser IT-Technologie ist.

Ausschlaggebend für diese Differenzierung nach „Jung“ und „Alt“ ist der unterschiedliche Kenntnisstand beider Generationsgruppen bezüglich IT-Anwendungen. Diese grobe Einteilung resultiert aus der Annahme heraus, dass die ältere Generationsgruppe aus der jungen Vergangenheit und Schnelllebigkeit der IT-Technologie heraus einen weitaus geringen Zugang zu derartigen Partizipationsmöglichkeiten findet als jüngere Generationen. So wäre zu vermuten, dass die junge Generation, die heutzutage mit dem Internet aufwächst und tagtäglich durch Fernsehen, Radio, Freunde, Schule und Werbung im Allgemeinen mit IT konfrontiert wird, auf einem, relativ gesehen, hohen Anwendungsniveau ist. Im Gegensatz dazu sind die Älteren zu betrachten. Unterstellt man, dass sie sich nicht durch vorhergehende Kenntnisse im Zuge des Berufslebens tiefergehend mit IT-Anwendungen beschäftigt haben, wäre davon auszugehen, dass sie, relativ gesehen, auf einem niedrigeren Niveau liegen.

In der weiteren Projektdurchführung hatten wir die Möglichkeit noch einmal eine Differenzierung der jüngeren Generationsgruppe vorzunehmen. So führten wir unsere Feldstudie sowohl in einer Grundschule als auch in einer Förderschule durch, was eine tiefergehende Betrachtung der Probandengruppe ermöglichte.

Forschungsfrage – Brücke/Hürde: Künftige Generation der User

Besondere Aufmerksamkeit legten wir in diesem Rahmen auf die Personengruppe der Kinder und Jugendlichen als künftige Generation der Nutzer von eGovernment. EGovernment beschreibt ein umfassendes System zur Partizipation an Verwaltung und Politik. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Programm selbst noch in den „Kinderschuhen“ steckt und daher auf verschiedenen Ebenen in den nächsten Jahren noch effektiver gestaltet werden muss, ist es wichtig, bei der Konzeption dieses Systems auch die Menschen zu betrachten, die in Zukunft mit ihm interagieren sollen.

In diesem Zusammenhang stellen sich die Fragen, wie Kinder und Jugendliche generell an den Computer und andere IT-Anwendungen herangeführt werden, welche Faktoren das ungehinderte Nutzen solcher Technologien beeinflussen und welche Bedürfnisse der Nutzer bei der Umsetzung von eGovernment berücksichtigt werden müssen. Kurz: Welche Brücken und Hürden existieren für die künftige Generation der User?

Hierzu haben wir zwei Schulen besucht, in denen wir mit Hilfe eines Fragebogens das Nutzungsverhalten sowie das soziale Umfeld der Schülerinnen und Schüler beleuchtet haben. In einer weiterführenden Aufgabenstellung konnten wir außerdem die tatsächlichen Computer- und Internetkenntnisse der Schülerinnen und Schüler kenntlich machen. (siehe…)


Forschungsfrage
Topic revision: r1 - 24 Jan 2017, anisimova
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